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Als ich das letzte Mal über Spam schrieb wurde mir bogofilter empfohlen. Die Software setzt die Idee Paul Grahams des Better Bayesian Filtering um. Im Endeffekt geht es um statistische Auswertung des Contents.

Setup

Praktisch wird bogofilter trainiert. Was ist Ham, was Spam.

bogofilter -s -B /home/noqqe/Maildir/.Spam/
bogofilter -n -B /home/noqqe/Maildir/INBOX

Einmal angelernt ensteht eine wordlist.db im BerkeleyDB Format in der die erlernten Wörter mit Good/Bad Scores abgelegt werden. In meinem Fall habe ich Anbindung Serverseitig über maildrop, dass ich sowieso schon verwende, realisiert. Ja maildrop und ja die 90er sind vorbei. Sorry.

xfilter "bogofilter -u -e -p -R -c /home/noqqe/.bogofilter.cf"

# Filter with bogofilter Spam or Unsure
if ( /^X-Bogosity: Spam, tests=bogofilter/:h ) {
  to "$VUSERMAILDIR/.$SPAMDIR/"
}

Spam, aber warum?

Persönlich am Herzen liegt mir immer das “warum?”. Wie hart verbose sich bogofilter sich bei der Ausgabe des “warum” verhält lässt sich grob in 3 Stufen in -v bis -vvv einstellen. Zusätzlich dazu beherrscht bogofilter aber auch noch den Parameter -R, der in den Mailheader für die Programmiersprache R kompatiblen Output generiert.

$ cat 927470317.21490.txt | bogofilter -R
X-Bogosity: Spam, tests=bogofilter, spamicity=1.000000, version=1.2.4
                                  n        pgood     pbad      fw     U
"rcvd:HELO"                      2283687 0.991322  0.216304  0.179115 -
"button"                          39285  0.013171  0.004399  0.250394 -
"spam"                            41359  0.010381  0.005241  0.335478 -
"from:Vigara"                      2110  0.000000  0.000360  0.999996 +
"IMPORTANT!"                       2189  0.000000  0.000373  0.999996 +
"subj:Cilais"                      8492  0.000000  0.001449  0.999999 +
"subj:day"                        25423  0.000000  0.004336  1.000000 +
"NEW!"                            27717  0.000000  0.004728  1.000000 +
[...]
"subj:Vigara"                     27837  0.000000  0.004748  1.000000 +
"Vigara"                          34204  0.000000  0.005834  1.000000 +
"head:IPS"                        35711  0.000000  0.006091  1.000000 +
"Cilais"                          37712  0.000000  0.006433  1.000000 +
"Levtira"                         37987  0.000000  0.006480  1.000000 +
"Gifts"                           39115  0.000000  0.006672  1.000000 +
N_P_Q_S_s_x_md                       42  0.000000  1.000000  1.000000

Am Anfang wirkt das alles etwas verwirrend, macht aber Sinn. Die Anzahl des Vorkommens in der wordlist.db, das Rating in wie vielen Mails das “Wort” gut war, in wie vielen schlecht, ein gewichteter Index aus good und bad, dann noch + oder -. Also ob der Wert zum Rating subtrahiert oder addiert wird.

Ich schrob deshalb “Wort” weil Wort im Kontext von bogofilter eine bestimmte Bedeutung hat. Die meisten wortbasierten Tools separieren Wörter einfach nach bestimmten Limitern wie Space, “-” oder Sonstiges. Herr Graham hat aber im oben verlinkten Artikel auch Vorschläge für bestimmte Eigenschaften eines bayesian Filters im Bereich Spam-Mails vorgebracht. So werden beispielsweise Words in Header-Fields wie Subject, From, To das entsprechende Feld vorangestellt. Beispielsweise subj:Cialis (siehe oben). Späßchen wie diese sind es, die die hohe Trefferquote von bogofilter ausmachen. *hust* und die Trainingdaten *hust*.

Trainingsets

So viel Spam auch in mein Postfach trudelt, mehr Daten sind mehr Daten und mehr Daten sind besser. Ich bin mir garnicht mehr sicher wie genau ich auf den Link zu untroubled.org/spam gekommen bin.

Wie dort Spam gesammelt wird ist einfach erklärt: Catch-All. Der über die Jahre zusammengekommene Spam wird in 7z Archiven zur Verfügung gestellt. Diesen habe ich mir dann heruntergeladen. Herzliches Dankeschön an dieser Stelle btw.

$ mkdir archives ; cd archives
$ wget http://untroubled.org/spam/{1998..2012}.7z
$ wget http://untroubled.org/spam/2013-{01..12}.7z

$ for x in $(echo *.7z); do
>  mkdir ../${x/.7z} ;
>  7z e $x -o../${x/.7z}
> done

Dabei aber aufpassen. Ich habe die Schleife benutzt und für das auspacken etwas über 2,5 Tage(!) gebraucht. Problem war aber nichtmal Disk IO sondern einfach nur die CPU Auslastung. Mehr Cores haben macht hier mehr Spass. Würde ich die Files nochmal auspacken müssen, würde ich wohl eine Variante a la make -j 4 oder gleich GNU Parallel wählen.

Nach dem Training der ausgepackten Daten ist meine wordlist.db von 12MB auf eine größe von 1,4GB gewachsen. Ordentlich. Natürlich gehört nach dem ganzen Spam auch noch eure normale Inbox als Ham angelernt. Nicht vergessen, sonst blöd.

Fahre mit dieser wordlist.db jetzt seit ca. 2 Wochen und meine Ergebnisse sind gefühlt besser, aber für eine wirklich verlässliche Auswertung ist es noch etwas zu früh.

Wer sich mit der Methodik (auch als nicht Mathematiker) mal vertraut machen möchte kann ich auch Probabilistic-Programming-and-Bayesian-Methods-for-Hackers herzlichst empfehlen.

Comments (3)

Anaximander on 2013-10-27T16:53:02
Merkst du bezüglich der Geschwindigkeit von Bogofilter einen Unterschied zwischen der wordlist.db mit 12 MB und der mit 1,4 GB?

noqqe on 2013-10-27T16:58:06
Ne, hatte ich auch damit gerechnet. Es geht aber genauso schnell wie vorher. Evtl. möchte man da noch in der bogofilter.cf bei bdb_cache_size herumspielen, aber bisher hab ichs nicht gebraucht.

Anaximander on 2013-10-30T07:08:58
Interessant (so wie es aussieht ist Berkeley DB ja auch auf Geschwindigkeit ausgelegt, was eine Erklärung sein könnte). Eventuell teste ich das dann auch mal. Obwohl ich mit den Ergebnissen meiner 28 MB auch zufrieden bin.